Sobald man die Gewissheit hat, das ein Kind auf dem Weg ist, wird man auch schon mit der nächsten Herausforderung konfrontiert – einen Kindernamen finden.
Die wenigsten Paare haben bereits vor der Schwangerschaft einen Namen parat, geschweige denn sich auf einen gemeinsamen geeinigt. Dann kommt da ja auch noch der Faktor hinzu, dass man auch das zukünftige Geschlecht noch nicht kennt. So beginnt nach der ersten Freude schnell die Suche oder oftmals auch Diskussion über den passenden Namen bzw. Die passenden Namen für das Kind.
In den seltensten Fällen wird man sich sofort mit sich selbst und dem Partner einig. Manche haben zwar bereits eine Vorstellung, die dann aber gegebenenfalls der des Partners widerspricht. Kommt man also nicht gleich auf einen gemeinsamen Nenner oder es fehlen einem selbst die Ideen oder man ist einfach generell ein wenig verunsichert. Dann stellt sich unweigerlich die Frage, wie finde ich einen passenden Kindernamen?
10 Tipps und Ratschläge für einen tollen, passenden Kindernamen
1. Beliebtheit checken
Wer eine gewisse Einzigartigkeit wünscht und nicht fünf Kinder mit dem selben Namen in der Schulklasse haben will, der sollte die jeweiligen Top-Listen des Jahrgangs im Auge behalten.
2. Schreibweise beachten
Egal ob der bereits von Anfang an feststeht oder ihr ihn erst noch finden müsst, denkt bei aller Individualität an eine geläufige Schreibweise. Was nützt es dem Kind einen schönen Namen mitzugeben, der seine Einzigartigkeit in der Schreibweise entfaltet, aber genauso klingt wie die „gewöhnliche“ Schreibweise? Nichts, außer dass es seinen Namen ein Leben lang buchstabieren muss oder sich einfach daran gewöhnt stets falsch geschrieben zu werden. Gleiches gilt für äußerst exotische Namen, die keiner kennt und ebenso einen Buchstabiermarathon zur Folge haben.
3. Aussprache beachten
Die Schreibweise ist nicht die einzige Stolperfalle. Ein im Original gut klingender Name wie Amber (engl. [ae-m-ber]) klingt im Deutschen schon wieder ganz anders. Leider kann man den Menschen aber nicht die Aussprache vorgeben, und man will ja auch nicht ständig korrigieren.
4. Bedeutung überprüfen
Die Bedeutung ist auch nicht weniger wichtig. So gibt es für einige Namen Bedeutungen die weniger schmeichelhaft sind bspw. Amelie bezeichnet in der Medizin das fehlen von Gliedmaßen. Auch der bei der Aussprache genannte Name Amber ist gleichzeitig auch die Bezeichnung für „eine fettige Ausscheidung aus dem Darm des Pottwals“(Duden).
5. Internationale Bedeutung
Klar, eigentlich kann es mir ja egal sein, wie ein Name im Ausland ankommt. Das Kind muss ja da nicht hin und kann auch gut im heimischen Umfeld leben. Realistisch betrachtet führt der Weg unserer Kinder aber heute öfters eher weiter weg als das früher üblich war. Die Welt wächst zusammen und wird auch ein wenig kleiner. Daher lohnt es sich zumindest mal abzuklopfen, ob der Wunschname in einer der weit verbreiteten Sprachen nicht gänzlich aus der Reihe tanzt.
6. Passt der Name zum Nachnahmen?
Klar der Vorname sollte zum Nachnamen passen und gut klingen. Die Kombi kurzer Vorname/langer Nachname und umgekehrt ist hier eine gute Faustregel. Der gute Klang sollte allerdings nicht gleichbedeutend mit reimen sein. Reime können schnell ärgerlichen Hänseleien führen – gerade bei Kindern.
7. Initialen überprüfen
Egal ob bei der Kombination aus mehreren Vornamen oder Vor- und Nachname. Ein Blick auf die möglichen Initialen kann ggf auch nur durch Änderung der Reihenfolge vor doofen Assoziationen bewahren. Kai Zuber oder KZ klingt genauso unschön wie William Constantin oder eben WC.
8. Hat der Name einen schlechten Ruf?
Kaum ein Mensch ist frei von Vorurteilen. Es liegt in gewissem Maß in unserem Naturell zu Kategorisieren und in Schubladen zu denken, Nur wenige machen sich davon frei und man darf leider nicht davon ausgehen, dass das eigene Kind ein Leben lang nur auf solche Menschen trifft. Daher ist es nicht unerheblich sich bei einem möglichen Kindernamen mit dessen Ruf in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Ein Kind mit den tollsten Eigenschaften und dem wunderbarsten Charakter sollte nicht darunter leiden, dass die Menschen mit dem ihm gegebenen Namen das exakte Gegenteil verbinden. Da kann klein Adolf noch so niedlich lächeln.
9. Lieber ein Name mehr
Im Zweifel ist es ratsam für einen, der fünf in Deutschland möglichen Namen, einen unverfänglichen Klassiker zu wählen. So kann man sich bei den restlichen vier Namen austoben und gibt dem Kind noch eine Hintertür mit auf den Weg. Nur für den Fall, dass man völlig daneben gelegen hat. In Deutschland darf man nämlich auch zu einem späteren Zeitpunkt den Rufnamen selbst festlegen. Voraussetzung ist, dass der Name standesamtlich eingetragen wurde.
10. Listen mit Deadline schreiben
Sollte man sich als Paar nicht einigen können so hilft es einen Entscheidungstermin zu vereinbaren. Bis zu diesem Zeitpunkt darf jeder für sich eine Liste mit einer vorgegebenen Anzahl an Namen erstellen, die ihm/ihr gefallen. Dann legt man die Listen am Tag der Entscheidung nebeneinander. Ist ein Name auf beiden Listen vorhanden? Dann ist dieser die Lösung. Ansonsten wird im Wechsel immer einer weggestrichen, bis am Ende nur noch zwei oder vier übrig bleiben.
Was gibt es im Vorfeld zu bedenken?
Natürlich kann man sich einfach ein paar Listen heraussuchen oder den Namen eines Charakters aus der gemeinsamen Lieblingsserie wählen und fertig. Allerdings sollte man schon verantwortungsvoll mit der Namenswahl umgehen. Das Kind wird diesen nämlich ein Leben lang tragen und damit umgehen können. Die Möglichkeit einer Vornamenänderung ist aktuell in Deutschland nämlich nur unter besonderen Bedingungen gegeben und nicht regulär vorgesehen.
Rechtliche Aspekte
Gesetzlich geregelt ist das Recht der Namensgebung in Deutschland zwar nicht. Dennoch gibt es ein paar Regeln. Mehr oder minder einmalig haben die Eltern (oder der allein Sorgeberechtigte) das Recht den Vornamen des Kindes zu bestimmen. Der Vorname muss dabei nur folgende Richtlinien erfüllen:
- Der Name muss als Vorname erkennbar sein
- Er muss nicht mehr eindeutig männlich oder weiblich sein, sondern darf auch neutral sein (seit 2008)
- Der gewählte Name darf dem Kindeswohl nicht schaden. Namen, die das Kind lächerlich machen oder in einen Kontext „zum Bösen“ rücken, sind daher tabu.
- Das religiöse Empfinden der Mitmenschen dar nicht verletzt werden. Christus ist bspw. Noch tabu, Jesus zwischenzeitlich eintragungsfähig.
- Es darf kein weitverbreiteter Orts- oder Markenname sein, wobei es hier inzwischen Ausnahmen gibt.
- Der Name darf kein Familienname sein. Auch hier gibt es Ausnahmen.
Es darf kein Titel wie Prinz oder Prinzessin verwendet werden. - Die Namensfestlegung muss innerhalb eines Monats nach der Geburt erfolgen.
- Man kann sich den Namen nicht rechtlich schützen lassen, um ihn einzigartig zu halten.
Zudem kann man mehrere Vornamen wählen, es muss aber mindestens einer festgelegt werden. Kinder bzw. Auch Erwachsene mit mehreren Vornamen können sich auch später für einen sogenannten „Rufnamen“ entscheiden. Das ist wichtig zu wissen, weil man dies als Eltern im Hinterkopf behalten kann, sollte man eine relativ ausgefallene Namenswahl treffen. Ist man sich nicht sicher, ob das Kind mit dem elterlich gewählten Rufnamen zurechtkommt, dann kann das Kind zu einem späteren Zeitpunkt den Namen als Rufnamen festlegen, der ihm/ihr am besten passt. Voraussetzung sind natürlich mehrere Namen.
Weiterhin müssen sich die Namen eines Kindes von denen der Geschwister unterscheiden. Hat ein Kind mehrere Vornamen, so darf einer davon dem der Geschwister entsprechen. Fünfkinder mit einem Namen zum Essen zu rufen, bleibt daher ein unerfüllter Traum.
Hat ein Kind drei Vornamen oder mehr so dürfen trotzdem maximal zwei Vornamen mit einem Bindestrich verbunden werden.
Kein Verpflichtung zur Eindeutigkeit
Wie oben in der Auflistung erwähnt gibt es zwischenzeitlich nicht mehr den Zwang, dass der Name eindeutig eine Geschlechterzuordnung ermöglichen muss. Er darf seit 2008 neutral sein. Zuvor gab es eine Dienstanweisung, die Standesbeamte dazu anhielt einen eindeutigen oder zumindest einen Zweitnamen zu verlangen, der das Geschlecht eindeutig bestimmt. Durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist diese Anweisung hinfällig und somit nicht mehr für Eltern bindend. Dennoch wird es in der Praxis dazu kommen, dass ein Standesbeamter eine Eindeutigkeit verlangt, insbesondere dann, wenn die Wahl des Vornamens auf eine Kindeswohlgefährdung hinausläuft. Hier gilt das Recht des Kindes vor dem der Eltern – und das ist auch gut so.
Namensänderung nur schwer möglich
Abschliessend ist es noch wichtig zu erwähnen, dass mit der Eintragung durch die Standesbehörde die Zuständigkeit oder auch das Recht der Namensgebung von den Eltern auf die Behörden übergeht. Das bedeutet dass in der Folge nur noch in Ausnahmefällen die Möglichkeit besteht den Vornamen im Nachhinein ändern zu lassen. Hierzu müsste dann ein Antrag bei der zuständigen Namensänderungsbehörde gestellt werden, der ganz bestimmte Kriterien erfüllen muss.
Gerade aufgrund dieses letzten Punktes sollten Eltern bei der Namenswahl verantwortungsvoll vorgehen.
Was ich über Vornamen noch wissen sollte
Neben den rechtlichen Aspekten gibt es noch ein paar interessante Dinge, die man über Vornamen wissen sollte, um einen guten, passenden Namen zu wählen.
Da der Vorname eine so präsente Rolle im leben eines Menschen einnimmt, wurde seine Wirkung natürlich auch in verschiedenen Studien erforscht. Man muss diese nun nicht im Detail kennen oder ein extra Studium zu dem Thema durchführen. Wichtig ist eigentlich nur, dass man ein Bewusstsein entwickelt, welche Bedeutung und Auswirkung ein Vorname auf ein Leben haben kann.
Nachteile in der Schule
Eine Studie zeigte bspw. Das Lehrer bestimmten Vornamen negative Eigenschaften unterstellten und diese entsprechend schlechter beurteilten. Im Klartext, ein Kevin kann bei gleicher Leistung eine schlechtere Note erhalten wie ein Maximilian. Diese Vorurteile ziehen sich im Übrigen bis in die Berufswelt durch. Die Langzeitauswirkungen einer suboptimalen Namenswahl für den Nachwuchs kann also ein Leben lang zu Nachteilen führen.
Entwicklung durch Außenwirkung beeinflusst
Neutral zu sehen bzw. Nicht als zwangsläufig negativ ist das Ergebnis einer Studie, welche feststellte, dass Mädchennamen je nach Assoziation einen Einfluss auf die Entwicklung und spätere Berufswahl der Mädchen haben können. Mädchen mit weichen, lieblichen Namen (Sophie, Marie etc.) treffen demnach später öfter die Wahl für eher weibliche Berufe. Mädchen mit „härteren“ Namen (Katka, Renate etc.) hätten demnach eine größere Wahrscheinlichkeit sich für eher männliche Berufsfelder zu interessieren. Diese Entwicklung liegt nicht im Elternhaus begründet. Unabhängig davon, ob Eltern neutrale Erziehung pflegen, erfahren Namen unterschiedliche (vorurteilbehaftete) Resonanz in der Außenwelt. So verbinden viele mit einer Sophie eben eher ein liebliches Mädchen und passen ihren Tonfall und ihren allgemeinen Umgang mit dem Kind entsprechend an. Somit erfüllt sich quasi das Vorurteil von selbst, da das Kind wiederum aus dem ihm entgegengebrachtem Verhalten die eigene Persönlichkeit diesem unterbewusst anpasst.
Fazit: Vornamen beeinflussen das Umfeld und die Entwicklung eines Kindes und daher sollte eine Entscheidung hier nicht leichtfertig getroffen werden.
Kindernamen finden
Nun, nachdem man die rechtlichen Hintergründe und Wirkung von Kindernamen bzw. Der Namengebung kennt bleibt die Frage wie finde ich nun den passenden Kindernamen für mein Kind?
Angesagte Kindernamen - Namenscharts
Wer es noch etwas aktueller haben möchte, der findet eine wöchentliche Namensliste auf dem beliebte Vornamen Blog. Hier gibt es auch viele interessante Namen zu finden und eine gute Sortierung nach Kategorien.
Namensgeneratoren
Wer die Suche etwas automatisieren möchte, der kann sich einen der zig Namensgeneratoren im Netz bedienen. Hier kann man je nach dem unterschiedliche Filter nutzen. Man kann bspw. Den Nachnamen eingeben und einen Anfangsbuchstaben und erhält dann einen Liste mit Vorschlägen.
Kinder nach Schauspielern oder Serienhelden benennen
Sehr beliebt ist auch die Benennung nach Schauspielern, Künstlern oder Serienhelden. Klar, das oder die Elternteile haben hierbei in der Regel einen positiven Bezug zu einem Namen. Allerdings sollte man hierbei vorsichtig sein, weil zum einen Aussprache, Schreibweise und Bedeutung außerhalb des Serienkontext gewöhnungsbedürftig sein kann. Zum anderen verbindet man mit dem jeweiligen Namen oft auch bestimmte Charakterzüge oder Eigenschaften, die nicht zwingend zu einem Kind passen müssen. Die Frage sollte daher lauten, wie finde ich den Namen wenn der Träger oder die Trägerin nicht diese Eigenschaften haben? Finde ich „Thor“ immer noch gut, wenn es kein 2-Meter Muskelmann ist, sondern eben ein 1,70 Meter Schlacks?
Kindernamen nach Zeugungsorten
Das dürfte zwar auf die wenigsten zutreffen, wenn aber der jeweilige Zeugungsort für einen schönen Namen geeignet ist, kann sich diese Möglichkeit anbieten. Auch der Ort des Kennenlernens oder der erste romantische Urlaub können hier Inspiration sein. Charlotte, Georgia, Carolina, Paris sind hier nur einige Beispiele.
Ob man die Herkunft eines solchen Namens dann jedoch selbst an die kleinste Glocke hängen sollte?… hm… ich weiß nicht so recht.
Kindernamen aus der Verwandtschaft
Viele Eltern geben ihren Kindern zumindest einen Namen aus der Verwandtschaft mit. Das kann der Lieblingsonkel oder die Tante sein oder auch der Name des verstorbenen Ur-Opas. Manche Familien haben auch die Tradition allen männlichen oder weiblichen Mitgliedern einen bestimmten Namen mitzugeben. Diese Tradition gibt es bei Euch nicht? Nun, Traditionen kann man auch selbst begründen. Wenn der eigene Name gefällt, kann man auch diesen einbinden.
Kindernamen aus Literatur und Geschichte
Ähnlich wie bei den Schauspielernamen, kann man sich natürlich auch der Literatur oder Geschichte bedienen. Auch hier gilt allerdings die Einschränkung des jeweiligen geschichtlichen und charakterlichen Kontexts UND ob der Name zum jeweiligen Kind passt.
Gerade bei geschichtsträchtigen, bekannten Namen sollte man sich nicht „überheben“ bzw. Dem Kind zu viel Gewicht mit auf den Lebensweg geben. Natürlich gibt es Kinder mit einem extremen Selbstbewusstsein, die jeden Namen tragen können. Das weiß man nur nicht im Vorfeld. Manche Kinder wollen auch lieber etwas unauffälliger durchs Leben gehen. Zu brachiale Namen können hierbei nicht hilfreich sein.
Wie kann ich herausfinden, ob ein Kindername belastet ist?
Normalerweise sollte einem der gesunde Menschenverstand schon eine gewisse Einschätzung ermöglichen. Wer sich dennoch externer Hilfe bedienen möchte, der kann sich bspw. Die Artikel zu den entsprechenden Studien durchlesen. Hier sind zumindest einige Bespiele angeführt, anhand derer man eine grobe Idee bekommt, welche Kindernamen mit Nachteilen in Schule und Beruf behaftet sind.
Zudem gibt es noch für das Smartphone den sogenannten Kevinometer, der einem anzeigt, wie Vorurteilsbelastet ein entsprechender Name ist.
Wer wissen will, welche Namen es in die Reihen der schrecklichsten Namen geschafft haben, der kann sich mal durch die Seite Chantalismus durchklicken. Auch wenn hier wirklich die Extreme vertreten sind, man gewinnt zumindest einen Eindruck über die Außenwirkung.
Wie man sich auf einen gemeinsamen Kindernamen einigt
Hat man für sich nun ein oder mehrere Namen gefunden, kommt die letzte Hürde: der oder die Partner/-in. Häufig treffen hier Gegensätze und Welten aufeinander. Was also tun, wenn man sich nicht auf einen Namen einigen kann?
Man sollte in einen Einigungsprozess einsteigen. Der Prozess beginnt zuallererst damit, dass man sich einigt, das Ergebnis des Prozesses zu akzeptieren. Dann erstellt jeder bis zu einem vereinbarten Termin eine Liste mit Namen – jeder für sich. Am Tag der Entscheidung werden die Namenslisten nebeneinander gelegt und abwechselnd darf jeder einen Namen auf der anderen Liste wegstreichen. Am Ende stehen dann noch zwei oder vier Namen, mit denen dann hoffentlich alle leben können.