Wenn man mit seinem Baby unterwegs ist, öffnet sich der Blick für andere Kinder in der Folge auch mehr. Oft sieht man dann auch die unschöneren Szenen, wenn sich ein fremdes Kind um die zwei Jahre vor Wut auf den Boden wirft, laut schreit und strampelt. Dann fragt man sich unwillkürlich, wird das bei uns auch so werden? Wann beginnt die Trotzphase?
Wann beginnt die Trotzphase? Im Verlauf bzw. manchmal auch schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres beginnt bei den meisten Kindern die sogenannte Trotzphase. Das Kind macht zu diesem Zeitpunkt einen Entwicklungssprung und seinen Willen und die eigene Persönlichkeit. Auch die körperlichen Fähigkeiten nehmen zu dieser Zeit immens zu. Die Umschreibung „zweites Lebensjahr“ wird in diesem Zusammenhang oft mit dem zweiten Geburtstag verwechselt. Tatsächlich hat die Trotzphase ihren Beginn mit dem Einsetzen des Entwicklungssprungs und nicht mit einem bestimmten, allgemein gültigen Alter.
Die Trotzphase gehört zur Kindesentwicklung dazu. Bei manchen beginnt sie früher, bei anderen später. Ist mal mehr mal weniger heftig ausgeprägt. Was es noch alles zu dieser Entwicklungsphase zu wissen gibt, habe ich in den folgenden Abschnitten zusammengetragen.
Wann die Trotzphase beginnt und warum
Die sogenannte Trotzphase bezeichnen Experten auch als Autonomiephase oder Autonomiebestreben. In dieser Phase lernt das Kind, seinen eigenen Willen zu haben und versucht in der Folge diesen auch durchzusetzen.
Beginn der Trotzphase
Die Trotzphase beginnt in der Regel mit dem Eintritt bzw. Mitte des zweiten Lebensjahres und kann sich bis ins Grundschulalter hinziehen. Den Beginn der Trotzphase rein am Alter zu fixieren wäre allerdings falsch, da die Ursache dafür in einem Entwicklungsschritt des Kindes liegt. Da sich Kinder individuell und in unterschiedlichen Geschwindigkeiten entwickeln, kann somit der Beginn der Trotzphase mal früher (zu Beginn des zweiten Lebensjahres) und mal erst später (zu Beginn bzw. Mitte des dritten Lebensjahres) erfolgen.
Auslöser der Trotzphase
Ausgelöst wird die Trotzphase sowohl durch die geistige als auch die körperliche Entwicklung des Kindes ab dem zweiten Lebensjahr. Die Kinder entdecken zu dieser Zeit ihren eigenen Willen und nehmen sich als Persönlichkeit wahr. Zudem entwickeln sie zeitgleich immer mehr körperliche Fähigkeiten, welche sie dazu befähigen den neu gefundenen Willen auch entsprechend umzusetzen. In dieser Konstellation möchte das Kind alles ausprobieren und selbst umsetzen, auch Dinge, zu denen es gar nicht in der Lage ist. Ein Nein oder unterbindendes Verhalten der Eltern wird, als Ablehnung der eigenen Person wahrgenommen und das Kind rebelliert dagegen mit dem ihm eigenen Mitteln: Wut, Schreien und Strampeln.
Entscheidungen und Frust
Der wahrgenommene Trotz bzw. die erlebte Wut hat ihren Ursprung in den Folgen des Entwicklungsschrittes. Das Kind erlebt nicht nur seinen Willen und seine neue Befähigung, diesen um zusetzen, sondern auch, dass es durch seine Handlungen Einfluss auf seine Umwelt nehmen kann. Sie können Entscheidungen treffen, ohne diese in ihrer Tragweite aber einordnen zu können. Mit der neuen Fähigkeit Entscheidungen und Auswahlen zu treffen, sind die meisten Kinder zu diesem Zeitpunkt noch überfordert. „Fehlentscheidungen“ bspw. für das falsche Spielzeug oder Essen führen dann schnell zu Frust.
Bedeutung der Trotzphase für die Entwicklung
Das Trotzalter ist für Kleinkinder eine wichtige Phase und beschreibt den Übergang vom voll abhängigen Säugling zum (teil-)selbständigen Kleinkind. Diese Phase ist wichtig, um die eigenen Kompetenzen zu entwickeln. Wie ausgeprägt der damit verbundene Trotz und Widerstand ist, hängt stark vom Charakter des jeweiligen Kindes ab. Neben dem puren Ertragen dieser Phase als notwendiges Übel gibt es jedoch auch Einiges, was Eltern tun können.
Wie geht man am besten mit einem Kind in der Trotzphase um
Fast alle Eltern sind mit dem Thema „Trotz“ früher oder später konfrontiert oder haben es bereits durchlebt. Daher gibt es bereits viele bewehrte Tipps und Ratschläge. Natürlich können die hier zusammengetragenen Tipps nicht in jedem Fall helfen. Einen Ansatzpunkt liefern sie allemal.
- Zu viele Alternativen befördern den Frust – auch wenn man sich über die neu entdeckte Persönlichkeit freut und den kleinen Charakter gerne stärken möchte, sollte man nicht zu viele Entscheidungen anbieten. Mit dem Entwicklungsschritt kann das Kind zwar Entscheidungen treffen, ist aber mit deren Tragweite überfordert. Brot oder Müsli? Die Entscheidung fällt auf das Brot und sobald es geschmiert auf dem Teller liegt, wird vehement das Müsli gefordert. Weniger Alternativen und mehr Entscheidungen durch Erwachsene im Vorfeld sparen hier eine Menge Frust.
- „Lass mich alleine“ – einfache Aufgaben und Tätigkeiten kann man dem Kind gezielt übertragen, es zu beschäftigen und das Gefühl der Selbständigkeit zu vermitteln. Übernimmt sich das Kind mit einer Aufgabe, sollte man es möglichst ruhig ohne viele Worte unterstützen und wenn möglich „gefühlt“ machen lassen.
- Zeitliche Planungen vermeiden – Kinder in der Trotzphase sind die Ungeduld in Person. Hinzu kommt, dass sie nahezu kein zeitliches Gefühl haben, und Äußerungen diesbezüglich (gleich, später oder in 5 Minuten) nicht verstehen. Pläne kann man als Erwachsener also machen, diese aber nicht zu früh den Kindern kommunizieren. Sonst kann Gequengel die Folge sein.
- Müde Tiger brüllen – in der Trotzphase sind müde Kinder besonders Wutanfall gefährdet. Es lohnt sich daher ein Auge darauf zu haben, ob ein Wutausbruch wirklich einer Situation geschuldet ist oder das Kind einfach ins Bett muss.
- In der Ruhe liegt die Kraft – bei einem Wutanfall sollte man in der Trotzphase nicht immer gleich nachgeben, aber die eigene Ruhe bewahren. Gegenschreien schaukelt die Situation eher auf und setzt zu dem das Zeichen, dass laut Poltern von Erfolg gekrönt ist (wer lauter schreit, gewinnt). Ruhig und bestimmt dagegenhalten ist hier oft die beste Devise.
Wie lange dauert die Trotzphase?
Da es sich bei der Trotzphase je nach Ausprägung und Charakter des Kindes um eine sehr anstrengende Zeit handelt, möchte man natürlich wissen, wann sie vorbei ist? Leider gibt es darauf keine pauschale fixierte Antwort. Die Trotzphase ist der Kindesentwicklung geschuldet und die verläuft von Kind zu Kind unterschiedlich langsam oder schnell.
Was man allerdings festhalten kann, ist das sie irgendwann allmählich abflacht, um letztlich ganz zu verschwinden. Das ist natürlich nicht gleichbedeutend damit, dass es keine Streitpunkte und Erziehungsthematiken mehr von da an gibt. Aber spätestens ab sechs Jahren sollte die Trotzphase des Kleinkindalters überwunden sein. Es wird zwar weiterhin Widerstände und Konflikte geben, aber die Ursachen und vor allem die Zugänglichkeit des Kindes wird sich verändern und auf einer anderen – weiter entwickelten-Ebene stattfinden.
Verwandte Themen und Fragen:
Wann ist die Trotzphase vorbei? In der Regel dauert die Trotzphase maximal bis zum Alter von sechs Jahren. Häufig ist die schlimmste Phase aber auch bereits im Alter von drei oder vier Jahren überstanden.
Kann die Trotzphase schon mit 18 Monaten beginnen? Wie bereits zu Beginn des Artikels erwähnt beginnt die Trotzphase bei Kindern nicht mit einem bestimmten festgelegten Alter, sondern mit einem Entwicklungsschub. Je nach Stand der individuellen Entwicklung des Kindes kann sie daher mal früher mal später beginnen.